Tja, was soll ich sagen. Schade. Da sind nun meine Flossen endlich angekommen und mein Plan war ins Reserva El Ángel zurückzukehren und dort zumindest einen See erstzubetauchen. Was habe ich mir nicht alles für Gedanken gemacht. Denn schließlich war ich einerseits nicht gerüstet für die Wassertemperatur (nachdem ich die Hand hineingehalten hatte, hatte ich 8°C geschätzt, Edwin, ein Parkranger meinte 6°, schlussendlich habe ich vorgestern 8,3°C gemessen). Andererseits war ich allein und das ist im Wasser immer problematisch. Auf etwa 3700-3800m erst recht. Kälte blieb trotzdem das größte Problem, denn auf das Abtauchen konnte ich alleine ohnehin verzichten. In der Höhenlage hatte ich bislang nur knapp über 80s geschafft und bei Temperaturen unter 15°C reduziert sich die Fähigkeit die Luft anzuhalten um weitere 70%. Unter 10°C sind es dann nur noch 10%. Also etwa 8 Sekunden. Das kann man sich auch schenken.
Gegen besagte Kälte fehlte mir ein passender Tauchanzug (ich habe nur 3mm für die Tropen), Haube und Handschuhe. Letzteres wollte ich durch einen Trick ersetzen. Ein Paar Abspülhandschuhe, darüber doppelt gewebte Alpakawollhandschuhe und darüber nochmal ein Paar Abspülhandschuhe, das ganze dann mit einem Gummiring soweit abgedichtet, dass kein Wasser eindringen kann. Schwieriger gestaltete sich die Suche nach einem Haubenersatz. Einer der ersten Gedanken ging an eine Lösung, die ich aus "Die letzten ihrer Art" kannte. Abdichten mit Kondom. In diesem Falle aber nicht ein Mikrophon, sondern eine Alpakawollhaube. Also Kondom halb über den Kopf, dann Wollhaube, dann das zweite Kondom. Dann gegebenenfalls noch mit Gummiring zusätzlich abdichten. Später sollte ich es einfach mit einer dichten Plastiktüte probieren, was vermutlich deutlich besser funktioniert hätte. Dann fand ich aber Neopren in einem Supermarkt. Genaugenommen ein "Abnehm-Neopren-Korsett" aus ca 2mm starkem Neopren. Besser als nix dachte ich mir, kaufte es und nähte es soweit zu, dass ich es als Haube benutzen konnte, ohne es zuschneiden zu müssen. Allen verrückten Lösungen zum Trotz, spielte das Umweltministerium leider nicht mit. Seit neuestem war das Reserva El Angel nämlich diesem direkt unterstellt. Und während Edwin, der Parkranger mir ja noch gesagt hatte, es wäre ein super Erfolg für das Reservat und sollte problemlos möglich sein, schickte er mich doch zur Sicherheit ins Büro der Verwaltung des Naturschutzgebiets, das es mir nach Rücksprache mit dem Ministerium verbat. Sie wollten kein Risiko eingehen. Was ich leider verstehen udn nachvollziehen kann, ich hätte es auch nicht erlaubt. Nicht einfach so. Tja, damit war ich aufgeschmissen, komplett umsonst nach El Ángel angereist und nahm mir trotzdem ein Camioneta nach El Voladero, übernachtete dort in dem Refugio und sprach mit insgesamt drei anderen Parkrangern, teils über das Reservat, teils über Gott und die Welt (bzw. Ecuador). Außerdem nutze ich den Aufenthalt um ein paar Videos aufzunehmen. Also nicht ganz umsonst, aber trotzdem etwas enttäuschend. Nächstes mal werde ich aber besser vorbereitet sein und vor allem nicht allein... und dann werden Andenseen erstbetaucht!
Jetzt geht es aber an die Costa, nach Puerto López. Dort ist das Tauchen nämlich nicht verboten. Und endlich werde ich das Meer genießen können! Derzeit wird es allerdings noch von dem Abschied von meiner Gastfamilie überschattet, der mich ziemlich traurig stimmt, da ich sie bestimmt eine ganze Weile nicht mehr wieder sehen werde...

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