Schon Ende letzter Woche war mir an der Avenida Sucre aufgefallen, dass alte "Tags" (einfache, an die Wand geschriebene Namen) überstrichen worden waren und darüber schemenhaft eine Skizze erahnen ließ, dass bald etwas Neues entstehen würde. Leider hatte ich verpasst, diese Skizze zu fotografieren und so wurde ich heute auf dem Schulweg ordentlich überrascht, dass plötzlich ein halbfertiges Bild auf etwa 10m Länge prangte. Auf dem Heimweg sah ich dann, dass der Künstler fleißig an seinem Werk weiterarbeitete, holte von zuhause die Kamera, fragte, ob ich ihn und das Graffiti fotografieren dürfe, tat (nach seiner Zustimmung selbiges) und beobachtete, wie der Kolibri entstand. In einer Pause fragte ich dann den Künstler in Rot nach seinem Namen, sprach kurz darüber, dass mir die Graffitis in Otavalo sehr gut gefallen und ich gerne einen Artikel darüber schreiben würde und ob er Interesse an einem Interview nächste oder übernächste Woche hätte. Fernando, der auch an anderen Orten in Otavalo einige große Graffitis gemalt hat, vor allem an Schulmauern (die Bilder ganz am Ende des Graffiti-Eintrags sind z.B. von ihm, siehe auch das Foto mit dem Titel "Credits") hat ganz unkompliziert ja gesagt und tja... jetzt muss ich schauen, dass mein Spanisch bis nächste Woche besser wird, ich einige Fragen, die mir im Kopf herumschwirren zu Papier bringe und ne geeignete Location suche, damit ich das ganze fotografisch und filmisch festhalten kann (filmisch wird vermutlich primär dazu dienen, dass ich seine Antworten auch konserviert habe, um in Ruhe zu verstehen bzw. zu übersetzen (lassen?). Einerseits finde ich es selbst interessant, welche persönliche/kulturelle/gesellschaftliche Rolle diese Form der Kunst hier in Otavalo hat, andererseits denke ich auch, dass mit einem guten Interview auch ein vernünftiger Artikel möglich wird und vielleicht Otavalo, das im Wesentlichen nur durch den Kunsthandwerksmarkt bekannt ist, einmal auf eine andere Art Aufmerksamkeit bekommt.